Montag, 17. Juli 2017

Foto der Woche

Foto der Woche 




Diese Woche möchte ich einen kleinen Einblick in meinen Lightroom-Workflow geben. Dazu habe ich mich bewusst für ein Bild entschieden, das die Bearbeitung wirklich nötig hatte. Entstanden ist es auf dem Weg zur Nürnberger Burg. 

Da ich Nachbearbeitung aber für sinnlos halte, solange man die Entstehung des Fotos nicht verstanden hat und damit meine Einstellungen in Lightroom besser nachvollziehbar sind, möchte ich zunächst einen Überblick über die Bedingungen geben, die beim Fotografieren berücksichtigt worden sind. 

  1. Das Foto ist eine Detailaufnahme der Nürnberger Burg und ist aus der Entfernung entstanden →  Verwendung der maximalen Brennweite, hier 135mm
  2. Um die Struktur und außergewöhnliche Farbe der Wolken zu erhalten, musste der Turm im Vordergrund bewusst unterbelichtet werden. Das verhinderte ein Ausbrennen der Wolken. Damit war die Nachbearbeitung bei der Entstehung des Fotos bewusst eingeplant. Fotografisch wäre ein HDR oder eine Belichtungsreihe besser gewesen, mir stand aber leider kein Stativ zur Verfügung.
  3. Trotz Sonnenuntergang war es schon sehr dunkel. Erschwerend kamen der Lichtverlust durch die maximale Offenblende des Reisezooms (f5.6) und die Verschlusszeit ohne Stativ hinzu → Hoher ISO 2500
  4. Die Sonne war noch grob am Horizont erkennbar, wurde aber durch den Baum verdeckt. Bedingt durch den mangelnden Platz vor Ort tauchte sie im Foto nicht mehr auf 

Daraus ergeben sich für die Bearbeitung folgende Anforderungen:
  1. Ich muss Details im Turm zurückholen 
  2. Ich muss ggf. Details in den Wolken zurückholen 
  3. Ich muss Rauschen entfernen 
  4. Ich könnte die Sonne zurück ins Bild bringen 
  5. Ich habe eine RAW-Datei → Ich muss Farben und Schärfe selbst managen (bei JPEG ist das schon in der Kamera passiert)

Mit diesen Gedanken gehen wir also nun in die Bearbeitung. Dazu öffnen wir Lightroom und öffnen das Import-Fenster mit der Tastenkombination Strg+Shift+I. 


Links wählen wir die Quelle, aus der importiert werden soll, in meinem Fall ist das die SD-Karte aus der Kamera. Je nachdem, ob alle Fotos dieses Tages importiert werden sollen, oder einige wenige, lassen wir alle Fotos ausgewählt (Häkchen im Kasten) oder wählen unten Auswahl aufheben und wählen die gewünschten Fotos mit einem Linksklick aus. In der Leiste oben können wir angeben, wie und ob die Fotos kopiert oder verschoben werden sollen und wo auf der Festplatte sich die Dateien finden lassen sollen. Auf die weiteren Optionen möchte ich hier nicht eingehen. Wenn alles ausgewählt und eingestellt ist, wählen wir "Importieren" unten rechts. 
Wenn die Bilder importiert sind, wählen wir in der oberen schwarzen Leiste "Entwickeln". 


Wir starten nun mit den Reglern in "Grundeinstellungen" auf der rechten Seite und arbeiten uns nach und nach nach unten durch. 

Da mir Temperatur und Tönung schon aus dem Bild aus der Kamera gefallen haben, habe ich hier keine Veränderungen vorgenommen (Weißabgleich am besten immer gleich beim Fotografieren passend einstellen, das spart Zeit in der Nachbearbeitung). Anschließend wählte ich folgende Werte: 


Arbeiten wir uns Schritt für Schritt durch. Ich habe die Belichtung leicht ins Negative gezogen, um möglichst viele Details im Himmel und den orangen Wolken zurückzuholen. Gewohnheitsmäßig erhöhe ich immer den Kontrast (schon, weil wir hier ja mit einer RAW-Datei arbeiten). Dabei habe ich keinen festen Wert.  Ich probiere einfach nach Gefühl aus. 
Aus den gleichen Gründen wie bei der Belichtung habe ich auch die Lichter reduziert. Um sicher zu gehen, dass sich im Bild keine ausgebrannten Bereiche befinden, einfach die Alt-Taste beim Betätigen der Regler gedrückt halten. Lightroom hebt diese dann hervor. Ziel 2 ist erfüllt. 
Nun geht es an unser erstes Ziel: Die Details im Turm zurückzuholen. Hierfür halte ich wieder die Alt-Taste gedrückt und bringe den Tiefen-Regler ins Positive, bis mir keine Warnung mehr angezeigt wird. Dann lasse ich die Alt-Taste los und korrigiere den Wert nach meinem Geschmack noch nach oben. 
Auf gleiche Weise verfahre ich beim Schwarz-Regler. Nun ist unser erstes Ziel erfüllt: Details im Turm sind zu erkennen und das Foto ähnelt schon sehr dem Eindruck, den wir beim Fotografieren hatten. Mit gedrückter Alt-Taste korrigieren wir zuletzt noch Weiß (nach unten). Wird keine Warnung angezeigt, ziehen wir einfach ganz ohne Alt-Taste nach Geschmack. 
Soweit, so gut. Den Klarheitsregler ziehe ich immer ein wenig nach unten, sodass das Bild einen leicht weichgezeichneten Eindruck macht (Nicht übertreiben!!!). Der Wert variiert je nach Foto und wird aus dem Bauch heraus gewählt. Damit Farbe ins Bild kommt, erhöhe ich die Dynamik (und tatsächlich selten die Sättigung). Nun haben wir ein ordentliches Bild, haben allerdings durch das Herausnehmen von Klarheit Struktur im Bild verloren. Gut so! Wir wählen oben den Pinsel und probieren einen möglichst hohen Klarheits-Wert aus. Mit dem Pinsel bearbeiten wir mittels Linksklick die Bereiche im Bild, die dem Betrachter ins Auge fallen sollen. In diesem Fall ist das der Turm. Wenn das Ergebnis gut aussieht, wird der Pinsel mit einem erneuten Klick auf das Pinsel-Symbol geschlossen. 

Das nächste, was wir uns jetzt ansehen müssen, ist die Gradationskurve, auf die ich hier nicht genauer eingehen möchte. Ich probiere hier gerne aus (Linksklick und ziehen auf Bereiche in der Kurve oder unten über die Regler). Meistens erhöhe ich die Lichter und ziehe die Tiefen nach unten. Das erhöht den Kontrast im Bild wieder ein bisschen. Manchmal nehme ich aber auch gar keine Veränderungen vor. Hier habe ich mich nach einigem Probieren für ein leichtes S entschieden. 


Anschließende Anpassungen von Sättigung, Luminanz und Farbton sind hier nicht erfolgt, da ich die Farben im Bild möglichst so lassen wollte, wie ich sie an diesem Abend gesehen habe und ich nicht den Eindruck hatte, dass mir eine lokale Veränderung der Werte gefallen würde. Auch hier gilt aber grundsätzlich: Übung und Ausprobieren machen den Meister. 


Auch eine Teiltonung erfolgte nicht, dafür habe ich es aber beim Schärfen etwas übertrieben und einen sehr hohen Wert ausgewählt. Das ist normalerweise gar keine gute Idee, da die Bildqualität extrem leidet. Mit gedrückter Alt-Taste auf dem Maskieren-Regler sehen wir, welche Bereiche im Bild wir gerade schärfen. Je höher der Wert, desto selektiver wird geschärft und desto weniger leidet die Bildqualität. 

Wenn aber die Bildqualität eigentlich leidet, warum dann der hohe Schärfewert? Das liegt an unserem dritten Ziel: Das Rauschen zu reduzieren. Dazu war hier ein recht hoher Wert von 40 erforderlich. Das Bild wirkte matschig. Die Grundregel, um das auszugleichen, ist: Schärfewert = Rauschen + 100 
Diese Faustregel hat sich bei mir meistens sehr gut bewährt, allerdings versuche ich Rauschen zu vermeiden, so oft es geht und schärfe aufgrund der besseren Bildqualität lieber über Hochpassfilter in Photoshop. 

Zuletzt wähle ich in den Objektivkorrekturen immer "chromatische Aberration entfernen" und nach Belieben "Profilkorrekturen", meistens auch "Automatisch". 


Fertig! Damit hätten wir das Bild in Lightroom erfolgreich entwickelt und konnten unsere Ziele erfüllen. Allerdings habe ich in der Stadt die Sonne ja noch gesehen, konnte sie aber nicht fotografieren. Ich fand, dass das sehr zum Gesamteindruck damals beigetragen hat und auch auf dem Foto nicht fehlen sollte. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, die Sonne in Form eines Flares ins Bild einzubauen. Dazu wähle ich neben dem Pinsel-Werkzeug den Radial-Filter und ziehe ihn in einen geeigneten Bereich im Bild (hier die Wolken). Unten wähle ich weiche Kante: 100 und Maske umkehren (wichtig!!). Dann ziehe ich für den Sonnenuntergang die Temperatur, Belichtung extrem nach oben (Alt-Taste ist mir hier egal (Schande über mich...), ich achte einfach darauf, was mir gefällt. Bei einem großen Druck sollte der Verlust von Info aber eventuell schon bedacht werden). 



Fertig! Was hier viel zu tippen und zu lesen war, passiert bei mir in Lightroom innerhalb weniger Minuten. Wichtig ist es hier wie überall in der Fotografie, dass wir wissen, wie wir mit unserer Technik umgehen. Das gilt schon bei der Entstehung des Fotos, aber auch beim Entwickeln. Ich finde es wichtig die natürliche Stimmung zu erhalten und meinen Eindruck zu teilen, weshalb ich gerne nur kleinere Veränderungen in Lightroom vornehme, die dem Bild nicht das Realistische und Natürliche nehmen. Andere Fotografen bevorzugen eventuell mehr oder weniger Bearbeitung. Letztendlich sind wir alle Künstler, haben unseren eigenen Stil und müssen unsere Fotos entwickeln, wenn wir RAW fotografieren. Am Ende geht es immer um Üben, Üben, Üben, bis man sein Handwerk beherrscht. 















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